Schon als Dana mich damals nach einer Idee zur schnellen Heftherstellung gefragt hat, wollt ich einen Post über die Laufrichtung von Papier schreiben… Ok, das ist schon ewig her… aber jetzt, wo doch so viele von Euch bei der Sommer Mail Art mitmachen und die ein oder andere evtl. noch nichts von einer „Laufrichtung“ gehört hat, passt`s vielleicht auch ganz gut… Jeder der gern mit Papier oder Karton arbeitet, hat sich bestimmt schon gefragt, warum es sich nicht immer gleich gut falten lässt oder Wellen wirft, wenn man es mit Leim bestreicht.
Papier wird auf riesigen Papiermaschinen hergestellt. Der Faserbrei (mit bis zu 99% Wasseranteil) wird auf ein feines, durch die Papiermaschine rasendes Endlossieb gesprüht. Die Zellstofffasern machen sich`s ziemlich einfach und gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Das heißt, sie lassen sich der Länge nach in der Laufrichtung des Siebes davontragen. Da ich keine Fasern zur Hand hab ;o) dienen Euch zur besseren Vorstellung Eislöffel (oder denkt an Baumstämme, die flussabwärts treiben…) Jetzt stellt Euch einfach vor, Ihr wollt das Papier mit den Löffeln in der Mitte falten. Von oben nach unten würden die Löffel zerbrechen, von links nach rechts gäbe es bestimmt kaum Probleme. So verhält sich`s auch mit den Fasern.

Um jetzt herauszufinden, wie ein Papier läuft, verwende ich fast immer die Biegeprobe…

Ihr legt die kurzen Seiten aufeinander und prüft ganz sanft mit der Hand den Widerstand an der Wölbung. Genauso verfahrt Ihr mit den anderen beiden gegenüberliegenden Seiten. Ihr werdet recht schnell den Unterschied bemerken. In der Richtung, in der`s leichter geht, verläuft die Laufrichtung. Seht Euch Euere Papiere ruhig mal ganz von der Nähe an… oft kann man schon so die Lage der Fasern erkennen.

Wenn das Papier so wie beim Eislöffelmuster parallel zur breiten Seite läuft, dehnt es sich sobald es feucht wir nach rechts und links. Das muss man z.B. beim maßgenauen Zuschneiden beachten. Und falls Ihr das Papier nicht genug dehnen lasst, zeigt sich das recht schnell mit unschönen Falten. Beim Buchbinden solltet Ihr besonders darauf achten, dass Pappe, Papier und evtl. Überzugsgewebe (das ist auch auf Papier kaschiert) parallel zum Buchrücken verlaufen. Schon seid Ihr auf der sichern Seite :o)

Die Vorderseite einer Shortbread Verpackung konnte ich Dank richtiger Laufrichtung problemlos falzen. Mit Schreibpapier gefüllt und geklammert hab ich schon ein Reisetagebuch für die nächste London Reise :o)


Habt noch einen schönen Creadienstag
